Nach sehr wenig schlaf klingelte um ca. 07:15 Uhr unser Wecker. Übermüdet und leicht verkatert schleppten wir uns zur Dusche und richteten uns für die kommende Busfahrt nach Nong Khiaw. Am vergangenen Abend feierten wir ausgiebig unser einjähriges Zusammensein, dabei verflog die Zeit schneller als erwartet und wir haben uns etwas nach 02:00 Uhr zu Bett gelegt. Zum Glück hatten wir bereits am Vortag unser Gepäck bereit gestellt und unser Frühstück als Lunch Bag vorbestellt.
Pünktlich um 8 Uhr wurden wir im Hotel abgeholt und in ein Sammel-Tuktuk gesetzt. Entgegen unserer Erwartung direkt zum Busbahnhof gebracht zu werden, stoppten wir mehrmals an den unterschiedlichsten Ecken von Luang Prabang. Das Tuktuk füllte sich zusehens. Unser Gepäck wurde schliesslich auf das Dach hochgeschmissen, damit das Tuktuk noch etwas mehr gefüllt werden konnte.
Nach ca. einer Stunde kamen wir schliesslich am Busbahnhof in Luang Prabang an. Auch hier wurden wir überrascht.
Anstelle eines Minibusses (wie wir es von Thailand kennen) erwartete uns hier ein deutlich grösserer Minibus (25 Personen). Rasch sicherten wir uns nebeneinander liegende Plätze im Bus. Zeitgleich wurde unser Gepäck von Tuktuk-Dach auf das Dach des "Minibus" umgeladen und alles fachmännisch verpackt.
Nach weiteren 45 Minuten Wartezeit wurde kurz vor Abfahrt der Bus gefüllt. Netterweise hatten alle anwesenden einen Sitzplatz. Einige Sitze bestanden jedoch lediglich aus ausgeklappten Seitenlehnen der Stühle. Weiterhin übermüdet, jedoch äusserst erleichtert dass wir einen angenehmen Sitzplatz hatten, setzte sich der Bus in Bewegung.
Die Busreise dauerte ca. drei Stunden. Nach etwa zweieinhalb Stunden entschied sich der Fahrer, ohne jegliche Kommunikation, eine Pause einzulegen. Dies machte er nicht etwa an einem der schönen Aussichtspunkte welche wir passierten, er bevorzugte einen Stopp in einem winzigen und ungepflegten Restaurant direkt an der Strasse. So setzte er sich gemütlich hin und bestellte sein Mittagessen. Die restlichen Touristen und wir bildeten eine riesige Schlange am WC. Wobei dies nicht wirklich als Toilette bezeichnet werden konnte, da es sich lediglich um ein Loch auf einer Erhöhung mit Tür handelte. Nach der Pinkelpause warteten alle Anwesenden, bis der Busfahrer sein Mittagessen gemütlich beendet hatte, bevor die letzte halbe Stunde Busfahrt folgte.
Der Bus stoppte schliesslich und der Busfahrer machte mit Handzeichen deutlich, dass hier die Endstation ist. Das Gepäck wurde mit Hilfe eines Touristen vom Dach geladen und untereinander verteilt. Nachdem jeder sein Gepäck hatte teilten sich die Touristengruppe auf. Die einen stiegen in ein überteuertes Tuktuk, die anderen liefen vom "Busbahnhof" Richtung Dorf und waren nicht mehr zu sehen.
Wir waren weiterhin übermüdet und eigentlich einfach froh, dass die Busfahrt ein Ende hatte. Zudem kamen wir aufgrund der wunderschönen Bergkulisse nicht mehr aus dem staunen.
Wir entschieden uns, die wenigen Gehminuten zu Fuss anzutreten. Bereits nach 10 Minuten Fussmarsch kamen wir erleichtert in einer sehr schönen Unterkunft an. Dankbar unser Ziel erreicht zu haben und endlich wieder ein Bett zu sehen, checkten wir rasch ein.
Nong Khiaw
Nong Khiaw ist ein sehr kleines Bergdorf, mit wenig Infrastruktur. Die Menschen hier sind sehr authentisch und herzlich, jedoch sind kaum Englischkenntnisse vorhanden. Mit Händen und Füssen versuchen wir jeweils uns auszudrücken und im besten Fall eine vegetarische Mahlzeit zu erhalten. Die Menschen hier, wirken sehr geprägt von der vergangenen Covid-Pandemie. Beinahe alle Kinder aus dem Dorf wollen uns High-Fives geben, winken uns zu, oder starren uns an. Es wirkt, als haben die Kinder aus Nong Khiaw noch nie zuvor westliche Touristen gesehen. Auch erfahren wir, dass die Menschen während der Pandemie keine Unterstützung von der Regierung erhalten haben. So wurden diverse Kaffeefelder vernichten um darauf Reis anzupflanzen. Nur so konnten die Dörfer für ausreichend Nahrung sorgen. Zudem waren die Menschen angewiesen im Dschungel zu jagen. So wurden Wildkatzen, Affen und weitere Tiere während dieser Zeit zur Hauptmahlzeit.
In den kommenden Tagen geniessen wir die authentische Stimmung vom abgelegenen Bergdorf und erfreuen uns an der umliegenden Natur. Unter anderem Besuchen wir einen Viewpoint. Er befindet sich oben auf der Bergspitze und der gut präparierte Weg führt mitten durch die dschungelüberwachsene Berglandschaft. Der Weg ist stellenweise sehr steil. Die ungewohnt hohe Luftfeuchtigkeit im dichten Wald und die Hitze machen die zweistündige Wanderung zu einer schweisstreibenden Unternehmung. Umso mehr geniessen wir den 360°-Ausblick über das Dorf und den Fluss Nam Ou, der irgendwo am Horizont sein Ende findet.
Auch buchen wir zum ersten Mal auf unserer Reise einen organisierten Tagesausflug. Früh morgens (8:00 Uhr :-D) besteigen wir eines der typischen Longboats, die in ganz Asien zum Einsatz kommen. Dieses fährt uns hoch nach Muang Ngoy, ein noch abgelegeneres Bergdorf. Hier führt uns ein etwas abenteuerlicherer Weg auf einen weitern Viewpoint. Glücklicherweise ist dieser jedoch bereits nach einer halben Stunde erreicht, die Aussicht aber auch nicht ganz so spektakulär. Zurück im Dorf geniessen wir einen Kaffee. Mit dem Longboat geht es danach weiter nach Sop Keng. Ein sogar noch kleineres und abgelegeneres Dorf. Dieses Dorf verfügte bis vor fünf Jahren über keinen Strom und der Strassenanschluss wurde erst neulich fertiggestellt. Die Abgeschiedenheit vom Dorf lässt sich an den ungeteerten Strassen und den primitiv gebauten Häusern und sehr niedriger Infrastruktur schnell ablesen. Von den Kindern werden wir wieder herzlich empfangen. Unser Guide führt uns schliesslich aus dem Dorf über die Weiten der Reisfelder, einem Bachlauf entlang, wieder in den Dschungel. Nach einer Stunde Wanderung erreichen wir verschwitzt und mit durchnässten Schuhen den schönen Wasserfall inmitten des Dschungels. Der Pool unterhalb bietet eine wundervolle Abkühlung und nach einer kurzen Mittagspause geht es dann wieder auf den Rückweg. Mit dem Boot geht es noch ein Stück zurück bevor wir auf das Kajak wechseln. So paddeln wir langsam mit der Strömung des Flusses dem Sonnenuntergang entgegen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir wiederum Nong Khiaw, wo ein fantastischer Tagesausflug seine Ende findet.
Nong Khiaw gefällt uns sehr gut und die Zeit vergeht hier wie im Flug, leider müssen wir nach einer Woche bereits wieder zurück nach Luang Prabang um unser Visa für Laos zu verlängern. Kaum zu glauben, dass wir schon beinahe ein Monat in Laos sind.
Die Rückfahrt
Wir folgen dem Rat unseres Gastgebers und buchen selbständig ein Busticket zurück nach Luang Prabang. Aufgrund dessen stehen wir bereits eine Stunde vor Abfahrt des Busses an der "Busstation". Die Busfahrt erfolgt mit einem kleineren Bus, gefüllt mit Locals.
Während der ersten Stunde stoppt der Bus diverse Male. Einige Menschen steigen dazu, andere verlassen den Bus, ein anderes Mal kauft sich der Fahrer noch etwas Reis-Schnaps. Nach einiger Zeit prüfen wir die Karte und freuen uns, dass wir bald da sein sollten. Kurz darauf hält der Bus auch an und alle Locals verlassen den Bus schlagartig. Wir befinden uns an einem Busbahnhof, jedoch nicht am gewünschten. Dieser liegt einige Kilometer ausserhalb von Luang Prabang. Für uns war klar, dass wir noch etwas weiter zur Busstation im Süden von Luang Prabang fahren.... Falsch gedacht. Anscheinend ist hier die Endstation. Wir stiegen also aus und versuchten herauszufinden wo genau wir sind, und wie wir nun am besten zum Immigration Office in Luang Prabang kommen. Zu unserem Pech waren alle Locals aus unserem Bus bereits in einem Tuktuk verschwunden. So wurde uns die Fahrt nach Luang Prabang für nur zwei Leute zu einem Wucherpreis angeboten. Shari reagierte äusserst genervt und versuchte mit Händen und Füssen irgend eine Person zu finden, welche zum einen Englisch verstand und sich zum anderen über unsere Bedürfnisse scherte. Naja dies war nicht so einfach...
Marco stand zu dieser Zeit mit den beiden Rucksäcken etwas verloren und ebenfalls entnervt am Busbahnhof. Shari hatte keinen Erfolg und kehrte zu Marco zurück. Die Unzufriedenheit über die Geschehnisse waren deutlich zu spüren. Nach ein paar Schweigeminuten, machte sich Marco auf, um ein Tuktuk zu finden. Mit Erfolg kehrte er zurück und das Tuktuk fuhr uns direkt zum Immigration Office.
Hier füllten wir alle Dokumente aus, und gaben unsere Pässe ab. Die nette Dame am Schalter, teilte uns mit, dass wir unsere Pässe morgen zwischen 15:00-16:00 Uhr abholen können. Kurz beschäftigten wir uns mit der Frage, was die nette Dame, mit unseren Pässen bis am kommenden Nachmittag machen möchte, da keinerlei andere Touristen zu sehen waren und sie generell nicht sehr beschäftigt wirkte. Danach war uns klar, dass dies wohl wie bisher zum Lao-Style gehört.
Am nächsten Tag konnten wir pünktlich unsere Pässe mit dem neuen Stempel abholen (wohlgemerkt, der Stempel wurde erst bei unsere Anwesenheit am Folgetag gemacht). Die Freude, dass mit der Verlängerung alles geklappt hat und wir nun nach Vang Vieng weiterreisen können ist riesig. Wir freuen uns, dass wir uns die nächsten dreissig Tage nicht mehr um ein Visa kümmern müssen und nun auch klar ist, dass wir solange in Laos bleiben.