Reise von Bangkok nach Luang Prabang
Am Morgen vor der Abreise nach Laos lesen wir zum Zeitvertreib News. Wir stellen mit Erstaunen fest, dass zurzeit ein Super-Taifun von Manila Richtung Vietnam, Thailand und Laos zieht.
Unsere Herzen rasen für einen kurzen Moment. Ein erneutes Unwetter geschweige denn ein Taifun möchten wir auf keinen Fall erleben. Durch etwas Monsunregen hatte sich bereits auf Koh Chang ein Erdrutsch gelöst und wir sind mit einem grossen Schrecken davon gekommen - wie wären wohl die Folgen eines Super-Taifuns?! Genaueres wollten wir uns nicht vorstellen.
Wir checkten erneut diverse Wettervorhersagen und diskutierten, ob die Wetterlage im geplanten Luang Prabang (Laos) genügend sicher ist. Zudem sahen wir uns viele Bilder von Luang Prabang an, um einzuschätzen, wie nahe der Mekong gelegen ist und ob es gefährliche Steilhänge hinter der gebuchten Unterkunft gibt.
Das Flussufer scheint jedoch mehrere Meter unterhalb des Dorfes zu liegen und Berge sind weit von der Stadt entfernt. Mit einem flauen Gefühl im Magen und erhöhtem Herzschlag entschieden wir uns, in das Taxi Richtung Flughafen Don Mueng (kleiner Flughafen in Bangkok) zu steigen und unsere geplante Weiterreise umzusetzen.
Der Flughafen ist gefüllt mit gestressten Menschen, entsprechend lange müssen wir am Check-In anstehen. Da wir beim Flug Kosten einsparen wollten, entschieden wir uns beide Rucksäcke zusammen in die Regenhülle zu packen und alle schweren Gegenstände mit dem Handgepäck mitzuführen. Beim Check-In mussten wir noch wenige Sachen aus der Regenhülle nehmen und so konnten wir mit etwas über 20kg insgesamt ein Gepäckstück einchecken.
Trotz stürmischem Wetter über Bangkok und Laos haben wir einen sehr angenehmen Flug nach Luang Prabang. Die Piloten müssen sich das Fliegen bei stürmischem Wetter gewohnt sein.
Auch ist das Visa on arrival am Flughafen in kürzester Zeit ausgestellt und wir betrachten stolz und voller Freude das schöne laotische Visa in unseren Pässen.
Nach einer kurzen Wartezeit bringt uns ein Sammeltaxi vom Flughafen zum kleinen Städtchen Luang Prabang, wo wir einige Nächte vor unserer Weiterreise verbringen wollen.
Der Fahrer lädt uns direkt vor der Unterkunft ab. Ein lächelndes Mädchen begrüsst uns und gibt uns mit Handzeichen zu verstehen, hier zu warten und verschwindet danach in den hinteren Teil der Unterkunft. Kurz darauf erscheint die Gastgeberin / Mutter des lächelnden Mädchens und beginnt mit dem Check-In.
Gastfreundschaft mit List
Wir werden sehr freundlich von der Besitzerin empfangen, die uns nach den ersten Sätzen darauf hinweist, dass Sie das inbegriffene Frühstück leider nicht zubereiten könne.
Müde von der Reise akzeptieren wir das ohne Rückfrage. Das Zimmer ist wunderschön und gut ausgestattet, was uns vorerst am wichtigsten ist.
Am nächsten Morgen stellt es sich als besonders umständlich heraus, die versprochenen Fahrräder vom Hotel zu erhalten.
Ziemlich nervenaufreibend, da wir die Fahrräder für die Fahrt zum Frühstücks-Café benötigen und uns mit nüchternem Magen darum kümmern müssen. Nach einer Stunde mit viel Nachdruck stehen unsere Fahrräder bereit und freudig erkunden wir das UNESCO-Welterbe-geschützte Städtchen.
Luang Prabang ist sehr übersichtlich und zeigt sich mit den vielen Cafes, Restaurants, versteckten Marktgässchen, Tempeln und schönen Gebäude im französischen Baustil von seiner besten Seite. Auch das Wetter macht hier super mit. Die Sonne lässt die süssen Gässchen erhitzen und bringt uns zum schwitzen :-D
Dem Schwitzen sehen wir entspannt entgegen, da wir von den Buchungsdaten wissen, dass wir den Pool des Nachbarhotels kostenfrei mitbenutzen können.
Bei der Nachfrage in der Unterkunft nach dem angepriesenen Pool, heisst es, dass der Besitzer vom Nachbarhotel vor einigen Monaten gewechselt habe und wir nun Eintritt bezahlen müssten. Schon wieder braucht es Verhandlungsgeschick, um den Pool, wie versprochen, kostenfrei nutzen zu können.
Es handelt sich immer nur um Kleinigkeiten, welche unsererseits anders erwartet wurden. Dennoch summieren sich die Vorfälle in kurzer Zeit und zeigen einen starken kulturellen Unterschied im Bezug auf Gastgeber und den Service gegenüber Kunden.
Ähnliches erleben wir einige Tage später, als wir einen Roller mieten und diesen volltanken. Da die laotische Währung (KIP) für uns Touristen sehr schwer zu durchschauen ist und in sehr hohen Zahlen gehandelt wird, erlaubt sich der Kassierer uns, ungenügend Wechselgeld herauszugeben. Als wir ihn darauf hinweisen, wechselt er die eine 20k-Note (20'000) mit zwei 10k-Noten aus, sieht uns zu und dreht sich dann erneut nichtsahnend weg. Erst bei weiterem Nachfragen rückt er dann die fehlende 10k-Note heraus.
Bei 10k KIP handelt es sich gerade mal um 60 Rappen und auch der Pool-Eintritt hätte sich gerade mal auf 1.20 CHF/Person belaufen, auch das verlorene Frühstück hat uns im Restaurant 1.50 CHF gekostet. Dennoch warnen uns diese Ereignisse davor, dass man an jeder Ecke versucht uns Touristen etwas mehr zu verlangen oder dass oftmals zu viel versprochen wird. Wie wir später feststellen mussten, wurde anderen Gästen das Frühstück serviert und als wir das Personal direkt darauf hingewiesen hatten, wurde auch uns Frühstück zubereitet.
Neben ihrer "List" erleben wir die laotische Bevölkerung als sehr fröhlich, locker, freundlich und offen. So lädt uns beispielsweise eine Gruppe, im Garten musizierender Laoten, auf einige Bier ein und fragt uns interessiert nach unserer Herkunft, schweizer Musik und weiterem aus. Es entwickelt sich ein Abend mit guter Musik, spannenden Gesprächen und humorvoller Stimmung. Die drei Nächte in Luang Pragbang vergehen wie im Flug.
Neben dem hübschen Phousi-Tempel auf dem grossen Hügel inmitten der Stadt besuchen wir nahezu keine Sehenswürdigkeiten. Vielmehr lassen wir uns von der Stadt treiben und tauchen in die doch etwas andere Kultur, als von Thailand gewohnt, ein.
Nachdem wir erfahren haben, dass in eineinhalb Wochen eines der wichtigsten buddhistischen Feste in Luang Prabang stattfinden soll, entscheiden wir uns kurzerhand, weitere zehn Tage in der Stadt zu bleiben.
Das Fest soll über eine Woche andauern und die Stadt im Kerzenlicht erstrahlen lassen. Bis zum Beginn der Festlichkeiten dauert es jedoch noch vier Tage. Während dieser Zeit mieten wir uns einen Roller und erkunden tagsüber die Umgebung und begeben uns Abends in die Stadt, um immer Neues zu entdecken.
Neben den unglaublich schönen Kuang Si-Wasserfälle machen wir einen Tagesausflug in die Berge ausserhalb von Luang Prabang. Die endlose, vom Dschungel überzogene Bergwelt begeistert uns vollumfänglich. Andere Ausflüge enden wiederum früher als geplant, da die Strassenverhältnisse einfach zu schlecht sind um sie mit einem Scooter zu befahren. Auch das stellt jedoch ein Erlebnis dar. Unglaublich, wie schlecht die Strassenzustände hierzulande abschnittsweise sind.
Saison-Auftakt mit dem Lichterfest "Boun Lai Heua Fai"
Mit dem Lichterfest startet in Luang Prabang die Touristen-Saison. Die sonst schon schöne Stadt verändert sich täglich. An Ecken, wo Anfangs noch beschädigte Häuser oder ungepflegte Terrassen waren, entstehen nun Cafes, die frisch aufgepeppt und mit Lichterketten oder Laternen geschmückt werden. Auch die Vorbereitungen für das Fest können überall mitverfolgt werden.
Wir erleben die Stadt im Einklang mit ihrer Spiritualität und Tradition. An den Strassenrändern werden aus alten Konservendosen, Bananenblättern, viel Geduld und mit farbigem Seidenpapier Laternen und schwimmende Blumenkränze gebastelt. Zeitgleich sieht man junge Mönche in den Tempeln farbige und kreativ gestaltete Boote bauen, welche Kunstwerken nahe kommen und mit Kerzen geschmückt werden. Dies machen sie mit Ruhe und viel Leidenschaft. Auch findet man in den Tempeln meterlange, aus Bambus und Seidenpapier gebastelte Drachen in allen Farben, die in der Nacht von den eingebauten Laternen hell beleuchtet werden.
Täglich erfahren wir mehr über das Fest, welches über eine ganze Woche hinweg gefeiert wird. Jedoch können uns auch Locals nicht genau sagen, an welchem Tag welche Ereignisse stattfinden. Die Locals empfehlen uns jeden Tag zu den Tempeln zu gehen, dann würden wir schon nichts verpassen. Aber zu welchem Tempel? Immerhin gibt es in Luang Prabang 34 davon. Bereits am ersten Abend der Festlichkeit wird uns klar, dass es nicht darauf an kommt zu welchem Tempel man pilgert. Die gesamte Stadt wir mit den farbigen Laternen geschmückt und früher oder später wird jeder Tempel von hunderten Laternchen hell beleuchtet.
Ein etwas anderer Mönch
An einem Abend entschieden wir uns, nachdem wir erneut mehrere Tempel im Kerzenlicht besichtigt hatten, auf dem nachhause Weg einen Zwischenstopp am Fluss direkt gegenüber einem Altar inmitten eines Felsens einzulegen. Nur die dazwischenliegende Strasse trennte uns von den vielen schön aufgestellten Kerzen. Von weitem sahen wir, wie sich ein Mönch dem Altar näherte. Er sah sich den Altar an, lief einige Meter weiter, drehte sich um und pendelte danach einige Minuten umher.
Zu Beginn dachten wir, dass sich der Mönch liebevoll um die ausgelöschten Kerzen kümmern möchte. Nachdem er jedoch einige Minuten um die Anlage herum schlich, hatten wir einen etwas suspekten Eindruck.
Irgendwas war an diesem Mönch und seinem Auftreten anders. Wir rätselten, ob er möglicherweise betrunken ist, da er teilweise etwas ins Wanken geriet. Aber darf ein Mönch Alkohol trinken?
Bevor wir diese Frage abschliessend klären konnten, stellte sich der Mönch direkt an die Strasse vor dem Altar, sah mehrfach in beide Strassenrichtungen (keine Fahrzeuge oder Menschen, abgesehen von uns waren zu sehen) und begab sich zur Anlage. Anstatt irgendwelche Kerzen anzuzünden, füllte er seine Hände mit den sorgfältig angebrachten Opfergaben der Gläubigen. Innert weniger Sekunden drehte er sich wieder in Richtung Strasse, und lief weiter. Er warf uns einen kurzen Blick zu, zeigte uns seine gefüllten Hände mit Früchten, nickte und weg war er.
Wir sahen uns völlig verblüfft an.
Hatten wir gerade einen Opfergaben klauenden Mönch gesehen? Vermutlich waren die vergangenen Wochen für den Mönch nicht ganz einfach, da das Fest nicht nur aufgrund des letzten Vollmonds der Monsunzeit stattfindet, während dieser Zeit ist für die Mönche zudem Fastenzeit. Was dies konkret bedeutet, wissen wir nicht.
Dieser Mönch hat seine Fastenzeit möglicherweise beendet und nimmt es mit seinem Karma nicht so genau :-D
Der vorerst letzte Tag in Luang Prabang ist ein spezieller Tag. Endlich werden alle gebastelten Laternen und Boote am Abend zum Mekong getragen und es folgt ein stundenlanger Strom von Kerzen. Der gesamte Mekong beginnt zu glitzern und funkeln. Der Glitzerstrom scheint nicht zu Enden, als nach einer Stunde immer noch weitere Kerzenlichter zu entdecken sind.
So etwas haben wir noch nie gesehen. Die Stimmung ist wunderschön und in Worten kaum zu beschreiben. Traditionell nehmen sich die Menschen Zeit, um sich an alle schlechten Erlebnisse des vergangenen Jahres zu erinnern. Diese Erinnerungen werden dann sinngemäss mit den selbstgebastelten Laternen und den sich darauf befindenden Kerzen und Räucherstäbchen in den Mekong gesendet und verblassen dann.
Da das Fest durch die vergangene Covid-19 Pandemie seit drei Jahren nicht mehr stattgefunden hat, war dies für viele Einheimische ein äusserst bedeutsames Ritual.
Da auch wir einige schlechte Erlebnisse loswerden wollten, kauften wir eine selbstgebastelte Laterne und gesellten uns zum Kerzenstrom dazu.
Nicht nur für die Einheimischen war dies ein aussergewöhnlicher Tag, denn auch wir hatten etwas zu feiern.
Seit nun einem Jahr verbringen WIR unser Leben zusammen. So konnten wir einen unglaublich schönen Jahrestag inmitten aller Kerzen feiern.
Und mit diesem Sonnenuntergang schliessen wir das Kapitel von Luang Prabang und reisen weiter nördlich in das kleine Bergdorf Nong Khiaw.
Noch so viel Text hets üs grad us de Schueh ghaue - ab id woogrechti - Tschüss